Chronik des Gesangvereins 1890 Aschach

Am 24. Oktober 1890 versammelten sich im Gasthaus Seufert 18 gesangliebende Männer zur Gründung eines Gesangvereins in Aschach.

 

Die Gründungsniederschrift beinhaltet außer der Pflege und Förderung des deutschen Liedes als Ziel die Aneignung gemeinnütziger und musikalischer Kenntnisse. Jeder Sänger mußte streng die Statuten befolgen. Bei unentschuldigtem Fernbleiben von Proben wurde ein Bußgeld auferlegt. Fehlt ein Vereinsmitglied zweimal unentschuldigt bei den Chorproben, so wurde dieses vom Verein ausgeschlossen.

 

Aus verschiedenen Niederschriften ist ersichtlich, daß Vereinsmitglieder unter anderem wegen grober Beleidigung und Bedrohung des Vorstandes, ungebührlichen Betragens oder wegen Unfähigkeit ebenfalls aus dem Verein ausgeschlossen wurden.

 

Statutengemäß war ferner auch die gesellige Unterhaltung besonders zu pflegen. Nach vorhandenen Unterlagen fanden öfters Gesellschaftsabende und "Gesangsproduktionen" sowie alljährliche Weihnachtsverlosungen und Tanzkränzchen statt.

 

Die Stärke des Männerchores wuchs ständig. Dies war bewundernswert, nachdem nicht jeder, der Mitglied im Verein werden wollte, als solches auch aufgenommen wurde. Die Aufnahme geschah mittels geheimer Abstimmung der Vereinsmitglieder. In den späteren Jahren erfolgte dies per "Ballotage". Es wurde in einem nicht mehr ganz ergründbaren System mittels verschiedenfarbiger Kugeln über die Aufnahme bestimmt.

 

Erstaunlich ist, daß schon am 4.12.1890 sieben "Fräuleins" als Ehrendamen in den Verein aufgenommen wurden.

 

Bereits am 22.1.1893 beschloß man, ein Pianino von Dr. Dober in Würzburg zum Preis von 300 Mark anzuschaffen.

 

Der erste Vereinsball mit Aufführungen fand im Jahre 1896 statt.

 

Im Jahre 1899 organisierte man einen maskierten Vereinsabend ohne Weiblichkeit. In der Niederschrift heißt es: "Es ist hierbei jedem Mitglied gestattet, die ungezwungenste Type aus dem täglichen Leben zu markieren".

 

Wesentlich gestört oder sogar unterbrochen wurde, wie überall in deutschen Landen, das blühende Vereinsleben durch die unheilvollen Weltkriege.

 

Dem Jahresbericht von 1914 ist folgendes zu entnehmen: "Des Kaisers Ruf zu den Fahnen für unseres Reiches Ruhm und Ehre ließ auch einen Teil unserer Mitlgieder ins Feld ziehen". Aber auch dort waren sie nicht vergessen. Erlöse aus Wohltätigkeitskonzerten zugunsten der im Felde stehenden Krieger wurden dazu genutzt, Liebesgaben zu schicken.

 

Im Februar 1891 beschloß man bereits, eine Vereinsfahne anzuschaffen. Diese wurde aber erst im Dezember 1929 bei der Thüringischen Fahnenfabrik für 450 Mark bestellt. Die neue Fahne wurde schließlich am 25. Mai 1930 anläßlich des 40jährigen Stiftungsfestes durch  Dekan Kreß feierlich geweiht. Laut Niederschrift beteiligten sich an dem Fest elf Gastvereine.

 

Der Beschluß, dem Fränkischen und dem Deutschen Sängerbund beizutreten, erging am 23. Dezember 1933.

 

Danach begann das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, das mit dem Chaos im Jahre 1945 endete.

 

Vom damaligen Vorstand, Herrn Oberlehrer Bayer, wurde am 9. Oktober 1945 die Kassen den Ausschußmitgliedern ausgehändigt. Infolge des wirtschaftlichen Zusammenbruchs des Deutschen Reiches mußte auch unser Gesangverein neu erfaßt werden. Die Statuten wurden neu verfaßt und der Militärregierung zur Genehmigung vorgelegt.

 

Nach großer Mühe und vielwöchentlicher intensiver Vorbereitung veranstaltete der Gesangverein am 1. und 2. Juli 1950 sein 60jähriges Stiftungsfest, verbunden mit einem Preiwertungssingen. Es nahmen ca. 1100 aktive Sängeringen und Sänger teil. Der Schloßhof mit seinem wunderbaren Park gabe den äußeren festlichen Rahmen für diese Veranstaltung. Unter den Ehrengästen befand sich auch Ihre Kaiserliche Hohheit Kronprinzessin Cäcilia. Am 6. Juli 1952 fand ein weiteres Sängerfest im Schloßpark statt, an dem etwa 60 Sängerinnen und Sänger teilnahmen.

 

Der inzwischen gegründete Kinderchor der mittleren Volksschulklassen, unter Leitung von Herrn Lehrer Balling, trat erstmals im September 1954 anläßlich eines Bunten Abends auf.

 

Nachdem im Jahre 1955 die Zahl der aktiven Sänger auf 20 Personen geschrumpft war, beschloß die damalige Vorstandschaft, den Chor zu einen gemischten Chor umzufunktionieren.

 

Der damalige 2. Vorsitzende Josef Zirk übernahm die Werbung hierfür und auf Anhieb erklärten sich 18 Frauen zur Mitwirkung bereit. Mit dieser Verstärkung konnte das 75jährige Jubiläum am 19. und 20. Juni 1965 feierlich begangen werden. Hierbei beteiligten sich 22 Gastchöre. Hier muß auch dankenswerterweise erwähnt werden, daß in dieser Zeit, nämlich genau 17 Jahre, der Ehrenvorstand Hans Mandery die Vereinsführung innehatte.

 

Am 25. Oktober 1975 beging man in einem kleinen Rahmen das 85jährige Bestehen.

 

Anläßlich des 90jährigen Stiftungsfestes des Vereins fand am 27. August 1980 ein Chorkonzert unter Mitwirkung der Blaskapelle Aschach sowie vier Gastchören statt. Ein Festgottesdienst mit anschließendem Gedenken an die Verstorbenen und Gefallenen des Vereins beendete den Festakt.

 

Ein Ereignis besonderer Art war für den Gesangverein der Empfang des Bundespostministers Schwarz-Schilling am 22.10.1983 im Schloßhof. Der Delegation gehörten neben anderen Persönlichkeiten aus Politik und Verwaltung auch der ehemalige Landrat Dyga, Bundestagsabgeordneter Lintner und Landrat Neder an.

 

Um ein wertvolles Kulturgut zu pflegen und weiterzutragen, wurde am 22.2.1985

- zum zweiten Mal - ein Kinderchor gegründet, für den der Musiklehrer Albin Freibott jun. die Leitung übernahm. Der Höhepunkt des Jahres war der Liederabend am

26.10.1985, bei dem der Kinderchor seine offizielle Premiere hatte. Im Rahmen eines Wettbewerbes wurde ein Name für den Kinderchor gesucht. Die Wahl fiel auf

"Rhönkehlchen". Da das Interesse am Kinderchor aber rasch nachließ, mußte dieser am 9.2.1988 nach fast genau drei Jahren aufgelöst werden.

 

Zum zweiten Mal in der Geschichte des Gesangvereins 1890 Aschach kam es dazu, dass der Verein ohne einen 1. Vorsitzenden auskommen mußte. Dies änderte sich am 4.7.1990 als zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte mit Waltraut Wirsching eine Frau die Führung übernahm und diese bis heute innehat. Dies sind nun schon stolze 25 Jahre. Dies hatte es in der Vereinsgeschickte noch nie gegeben.

 

Ein weiterer Höhepunkt war für den Verein die Verleihung der Zelter-Plakette im Jahr 1993 in Lohr. Aus den Händen von Kultusminister Zehetmeier nahm die erste Vorsitzende Waltraut Wirsching sowie das langjährig verdiente Mitglied Herbert Bauer die Auszeichnung entgegen.

 

Im Jahr 2001 gestaltete der Chor unter der damaligen Leitung von Herrn Ernst Hartl den Festakt zur Gemeindepartnerschaft Bad Bocklet mit Königswart in Tschechien. In diesem Jahr wurde auch erstmals eine Stubenmusikgruppe erwähnt, die zu verschiedenen Anlässen auftrat. Diese Musikgruppe gehörten Thea Hopf, Gerhard Kirchner, Norbert Schmitt und als musikalischer Leiter Ernst Hartl an.

 

Seit September 2005 führt nun mit Unterbrechungen Herr Robert Bauch die musikalischen Geschicke. Als zusätzliches Element bei vielen Auftritten wird der Chor  durch ein Streichorchester begleitet, dass beim Publikum hervorragend ankommt. Die Eigenkompositionen des Dirigenten sind genau auf den Chor zugeschnitten.

 

Im Jahr 2006 erhielt die erste Vorsitzende Frau Wirsching für iher unermüdliche, engagierte und langjährige Tätigkeit in Gesangvereinen den Kulturehrenbrief des Landkreises Bad Kissingen.

 

Am 30.10.2010 feierte der Verein das 120jährige Stiftungsfest mit einer eigens von Herrn Bauch intonierten Messe mit einem Umfang von ca. 15-Tausend Noten. Unter Begleitung des Streichorchesters wurde das arbeitsintensive und anspruchsvolle Werk in der Dreifaltigkeitskirche von Aschach vorgetragen. Danach schloss sich ein Ehrenabend im Sportheim der Zehnthalle an.

 

Im Jahr 2012 wurde der Verein international. Im August dieses Jahres wurde die Homepage im Internet freigegeben und der Weltgemeinschaft präsentiert. Hier können immer alle aktuellen Informationen als auch die Historie des Vereins abgerufen werden.

 

Zu erwähnen sei noch, dass die langjährigen organisierten Vereinsausflüge sehr gut nachgefragt werden und zum geselligen Vereinsleben beitragen.

 

Mit Kirchenparade, eindrucksvoll gestaltetem Festgottesdienst und einem klingenden Festakt feierte der Gesangverein 1890 sein Jubiläum im Jahr 2015. Vorsitzende Waltraud Wirsching erhält hohe Auszeichnung. Unter diesem Motto stand das 125jährige Jubiläumsfest.

 

Der ökomenisch gefeierte Festgottesdienst wurde mit der Aloysiusmesse von Josef Gruber gestaltet. Dirigent Robert Bauch war es gelungen, das Wesen des Werkes dem Chor und der anwesenden Bevölkerung nahe zubringen. Der Jubiläumsabend in der Zehnthalle wurde mit Verlesung der Chronik, Grußworten, Ehrungen und Liedvorträgen des Chores gefeiert, untermalt mit fränkischen Versen vorgetragen durch Norbert Schmitt.

 

Eine Zäsur folgte im Jahr 2018. Aufgrund gesundheitlicher Probleme als auch aufgrund des fortgeschrittenen Alters gab Chorleiter Robert Bauch nach über 13-jährigem Dirigat sein Amt auf. Es folgte der hochqualifizierte Thomas Betzer. Leider musste auch Herr Betzer aus beruflichen Gründen im Juli 2018 sein Amt niederlegen. Unter Vermittlung vom ehemaligen Chorleiter Herrn Robert Bauch konnte im September 2018 der neue Chorleiter Dimitry Romanentskiy gewonnen werden.

 

Aufgrund seiner jahrelangen Tätigkeit, die auch viele ehrenamtliche Elemente enthielt, wurde bei der Weihnachtsfeier im Dezember 2018 der Chorleiter a.D. Robert Bauch mit einer Ehrenurkunde zum Ehrenchorleiter ernannt.

 

Das Jahr 2020 bedeutete wiederum eine Zäsur in der Vereinsgeschichte. Aufgrund der Corona-Pandemie, die die Welt überzogen hatte, ruhte ab März das Vereinsleben. Lediglich die Generalversammlung mit Neuwahlen konnte im Juli abgehalten werden.

 

 Aschach, im Dezember 2020